Italien: Herrschaft der römisch-deutschen Kaiser

Italien: Herrschaft der römisch-deutschen Kaiser
Italien: Herrschaft der römisch-deutschen Kaiser
 
Die Italienpolitik der ostfränkisch-deutschen Herrscher traf in Italien auf die konkurrierenden Rechtsansprüche und Interessen anderer Mächte. Diese Politik knüpfte bewusst an das Vorbild der karolingischen Frankenkönige an und hat von daher zwei Grundkomponenten: Zur Italienpolitik gehörte einmal die Beziehung zum Papsttum. Otto I. (siehe auch Liudolfinger) ließ sich in Anknüpfung an das Vorbild Karls des Großen im Jahre 962 zum Kaiser krönen. Seither galten die ostfränkisch-deutschen Könige als »Verteidiger der römischen Kirche« und ihrer weltlichen Besitzungen; ein Italienzug zur Kaiserkrönung nach Rom gehörte von da an zum festen Bestandteil deutscher Königspolitik. Die zweite Komponente deutscher Italienpolitik war die Eroberung des ehemaligen Langobardenreiches durch Otto I., auch dies in Nachahmung Karls des Großen. Seither war der deutsche König zugleich »König der Langobarden«, waren also »Reichsitalien« und Deutsches Reich in Personalunion miteinander verbunden. Zu Reichsitalien gehörten vor allem die Gebiete nördlich des »Patrimonium Petri« (des Kirchenstaats). Da aber der deutsche König als König der Langobarden auch beanspruchen konnte, König der südlich vom Rom gelegenen langobardischen Fürstentümer zu sein, ergaben sich Konflikte mit den Byzantinern, die Süditalien als ihren Einflussbereich betrachteten, und seit dem 11. Jahrhundert mit den Normannen, die die langobardischen Fürstentümer nach und nach eroberten und Süditalien mit Sizilien zusammenschlossen. Im Jahre 1186 heiratete der deutsche König Heinrich VI. die Erbin des Königreiches Sizilien. Mit Ausnahme des Kirchenstaates unterstand damit ganz Italien dem deutschen König. Von einer effektiven Regierung konnte allerdings angesichts heftiger Widerstände keine Rede sein. Diese Widerstände kamen vor allem von den lombardischen Städten unter Führung Mailands. Die Vereinigung des größten Teils von Italien in der Hand des deutschen Königs wurde 1254 durch den Tod des letzten Königs aus dem Geschlecht der Staufer beendet.

Universal-Lexikon. 2012.

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